Nikotinabhängigkeit

Zigaretten Sucht

Vorab muss hier erst einmal festgestellt werden, worum es sich bei Nikotin überhaupt handelt. Wir reden hier von einem Alkaloid, welches hauptsächlich in der Tabakpflanze vorkommt. Beim Nikotin handelt es sich um ein sehr starkes Nervengift, welches von der Tabakpflanze verwendet wird, um Fressfeinde abzuwehren.

Eben diese Tabakpflanzen werden von den Menschen aber verwendet, um eines der gefährlichsten Genussmittel herzustellen, welches die Menschheit je produziert hat. Der Bezug hierzu ist nicht nur die Gefahr, die von dem Stoff selber ausgeht, sondern auch die Anzahl der Menschen, die das Nikotin mittels Rauchen, Schnupfen und Kauen konsumieren.
Obwohl Nikotin ein hochtoxisches Nervengift ist, besteht bei “normaler” Verwendung kein lebensgefährliches Risiko einer Vergiftung, da Nikotin im Körper recht schnell wieder abgebaut wird. Dies gilt aber nur für einen Erwachsenen Menschen. Bekommt beispielsweise ein Kleinkind eine Zigarette oder Zigarre zu greifen, kaut darauf herum und verschluckt womöglich den Tabak, kann es hier aufgrund des geringen Körpergewichtes schnell zu einer lebensgefährlichen Vergiftung kommen.
Nikotin hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotential, gemessen im Vergleich zu anderen, illegalen Drogen wie Heroin oder Kokain, sogar den höchsten.
Als Abhängigkeit, kurz auch Sucht genannt versteht man das zwanghafte Bedürfnis nach einem Stoff, in diesem Falle eben Nikotin, welches eine körperliche (physische) aber auch die weitaus schwerer zu überwindende geistige (psychische) Sucht auslöst.

Ursachen der Nikotinabhängigkeit

Für eine Nikotinabhängigkeit gibt es eigentlich nur eine einzige Ursache, den Konsum von Nikotinhaltigen Produkten wie Tabakwaren zum rauchen, aber auch nikotinhaltigen Kau- und Schnupftabak.
Nikotin hat im Gegensatz zu vielen anderen Giftstoffen eine gefährliche Eigenschaft, es kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so ins Gehirn eindringen. Dieser Weg ist erschreckend schnell, denn schon sieben Sekunden nach dem inhalieren tritt das typische, durch Nikotin ausgelöste Glücksgefühl ein.
Warum tritt dieses Glücksgefühl auf?
Im Gehirn gibt es die verschiedensten Rezeptoren, unter anderem auch die Acetylcholin-Rezeptoren. Da Nikotin dem Acetylcholin recht ähnlich ist, kann es an diese Rezeptoren andocken, daher werden sie oft auch fälschlich als Nikotin-Rezeptoren bezeichnet.
Durch diesen Vorgang werden unterschiedliche chemische Stoffe, so genannte Neurotransmitter ausgeschüttet. Die wichtigsten im Zusammenhang mit der Nikotinsucht sind die Dopamine (Glückshormone) und die Endorphine, die körperliche Opioide.
Dies ist schon mal der Grund, warum die Zigarette auf der einen Seite glücklich macht, auf der anderen Seite auch Schmerzen unterdrücken kann.
Das gelingt aber auch nur so lange, wie der Körper nicht vollständig an die Nikotinzufuhr gewöhnt ist, was heißt, das eine Erhöhung der Nikotindosis erfolgen muss.

In Zusammenhang mit Alkoholgenuss wird in der Regel sehr viel mehr geraucht, mit dem Hintergrund, das Alkohol an die selben Rezeptoren andockt, wie Nikotin. Und um die Dopaminauschüttung dabei halbwegs konstant zu halten, wird dementsprechend mehr geraucht. Aus diesem Grund hat auch ein Ex-Raucher, bei dem sich die Rezeptoren wieder normalisiert haben, kein Verlangen mehr nach Nikotin währen des Alkoholgenusses.

Symptome einer Nikotinabhängigkeit

Bei einer Nikotinabhängigkeit können körperliche, seelische, und auch verhaltensbedingte Symptome festgestellt werden. Zu den körperlich feststellbaren Symptomen zählt man eine Erhöhung von Herzschlag und Blutdruck, Verengung der Blutgefässe und eine sinkende Körpertemperatur. Zu den verhaltensbedingten Symptomen kann man alle möglichen Ritualisierungen zählen, die man in den verschiedensten Arten bei jedem Raucher beobachten kann. Dazu zählt: die Zigarette zur Beruhigung, die Zigarette zur Belohnung, die Zigarette nach jedem Essen, beim Autofahren usw. Diese Liste ließe sich noch extrem erweitern.
Befindet sich der Abhängige in einem öffentlichen Raum, im Wartezimmer beim Arzt, wird er mit der Zeit immer unruhiger, weil er nicht weiß, wann er wieder an sein geliebtes Nikotin kommt. Jeder “normale” Abhängige redet sich ein, dass immer nur die anderen davon Krank werden, er selber doch niemals. Nein, abhängig ist der Nikotinabhängige auch nicht, in den seltensten Fälle gibt ein Raucher doch zu, tatsächlich abhängig zu sein. Er könnte sofort aufhören, wenn er will, aber er will ja nicht.
Ganz extrem kann man die Nikotinsucht feststellen, wenn eine Person aufgrund des Nikotinkonsums erkrankt ist. Dann werden die verschiedensten Ursachen für die Erkrankung gesucht, denn am Rauchen kann es ja nicht liegen, also brauch man damit auch nicht aufhören. Der Nikotinabhängige, das seltsame Wesen.

Diagnose

Wäre der Verstand des Abhängigen nicht so sehr durch das Nikotin vernebelt, könnte jeder Raucher bei sich selbst eine Nikotunsucht diagnostizieren.
Aber um sich ganz neutral ein Bild von der Stufe seiner Abhängigkeit machen zu können, gibt es spezielle Fragebögen, dessen Ergebnis den Stand der Nikotinsucht aussagt.
Aber ganz sicher kann man davon ausgehen, dass jeder Raucher, der mindestens täglich raucht, Nikotinabhängig ist.

Welche Erkrankungen sind Folge des Rauchens

Es gibt zahlreiche gefährliche Krankheiten, die durch Nikotingenuss auftreten können. Viele von denen können bei fehlender Nikotinkarenz sogar zum Tode führen. Allgemein dürfte bekannt sein, dass das Rauchen den gefährlichen Lungenkrebs auslösen kann. Des Weiteren kann es zu einem Raucherbein kommen, wobei es sich um eine starke Verschlusskrankheit der Gefäße handelt. Eine ähnliche Erkrankung ist das Buerger-Syndrom, dessen Entstehen man eine Nikotin Allergie zugrunde legt, was aber noch nicht hinreichend erforscht ist. Bei beiden Erkrankungen kann es aber zu Amputationen der Gliedmassen kommen.
Weiterhin kann Nikotingebrauch verursachen:

Entzug

Von einer Nikotinsucht kann nur der loskommen, der es aus eigenem Antrieb auch wirklich will, ansonsten besteht kaum eine Chance.
Personen mit wirklich starkem Willen schaffen einen kalten Entzug, also ohne jegliche Hilfsmittel, aber das sind die wenigsten.
Hilfsmittel zum Entzug gibt es zahlreiche, wobei mancherlei mehr Geschäftemacherei als Entzugshilfe ist. Ausschlaggebend ist letztendlich der starke Wille und ich behaupte, das sämtliche Hilfsmittel eigentlich nur psychisch wirken und einfach den Willen des Probanten stärken. Da wäre zuerst einmal die Nikotinkaugummis und Nikotinpflaster, was bewirken denn diese Hilfsmittel? Sie unterdrücken die Entzugserscheinungen, weil sie dem Körper Nikotin zuführen, dass ist schön und gut, aber wir wollen von einer Nikotinsucht loskommen, ob dabei die Zufuhr von Nikotin hilfreich ist? Zum Entzug sicherlich nicht, man kann dadurch lediglich schon mal die Gewohnheit abschwächen, bei jeder Gelegenheit zur Zigarette zu greifen. Logischerweise beginnt der eigentliche, körperliche Entzug erst mit dem Absetzen der nikotinhaltigen Hilfsmittel; Hilfreich ist diese Methode nur dann, wenn sich durch diese Hilfsmittel die Psyche bereits so beeinflussen lässt, dass der Automatismus (der Griff zur Zigarette) bereits ausgeschaltet wird. Der eigentliche körperliche Entzug danach ist in einer Woche geschafft.
Die Verwendung nikotinhaltiger Hilfsmittel kann man also dementsprechend sehr kontrovers diskutieren.
Des weiteren werden Hypnose und Akupunktur als Hilfe zum Entzug angeboten. Die Hypnose sehe ich dabei aber nur als Stärkung des eigenen Willens an, ohne den jeder Entzug zum Scheitern verurteilt ist, bei einer fachlich angewandten Akupunktur wird auch nicht die Sucht bekämpft, sonder die Entzugserscheinungen sollen gemildert werden.
Die beiden Wege wirken, wie alle andere Hilfsmittel jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Ein sehr gutes Hilfsmittel ist eine entzugsbegleitende Sprachtherapie zum Beispiel durch fachlich kompetente Internetforen, in denen man sich mit Gleichgesinnte genauso wie mit Ex-Rauchern austauschen kann und die einem über die schlimmsten Schmachtanfälle hinweghelfen.
In sehr schweren Fällen einer Nikotinsucht kann diese auch medikamentös bekämpft werden, dazu gibt es zwei recht potente Mittel, die aber auch recht starke Nebenwirkungen mit sich bringen können. Ein Beispiel für einen besonders schweren Fall ist die Erkrankung an dem Buerger-Syndron. Diese Krankheit beeinflusst die menschliche Psyche dermaßen, so dass es lediglich 15% der Erkrankten schaffen, tatsächlich mit dem Rauchen aufzuhören. Mit Hilfe der Medikamente schaffen es weitaus mehr der Erkrankten.
Diese Art des Entzuges ist aber recht teuer, da die Krankenkassen diese Medikamente in der Regel noch nicht bezahlen.

Medikamente bei Nikotinentzug

Bislang gibt es zwei wirklich wirksame Medikamente, zum einen Champix mit dem Wirkstoff Vareniclin und als zweites Zyban mit dem Wirkstoff Bupropion.
Vareniclin dockt an die so genannten Nikotinrezeptoren im Gehirn an und gaukelt dem Körper auf diese Art und Weise vor, das er sein Nikotin noch erhalten würde.
Allerdings können bei diesem Medikament erhebliche Nebenwirkungen auftreten, die da wären:
Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, abnorme Träume, Geschmacksstörungen, Depressionen und sogar Suizidgedanken. Allerdings hat sich herausgestellt, das die harten Nebenwirkungen wie z.B. die Suizidgedanken bislang nur in der Verbindung Vareniclin mit Alkohol aufgetreten sind. Aus diesem Grund ist bei einem Entzug hiermit der Alkoholgenuss zu unterlassen.
Bei Zyban handelt es sich um ein Medikament, dessen Wirkstoff eigentlich als Antidepressivum entwickelt wurde, die Forschung allerdings entdeckt hat, das sich bei Einnahme dieses Antidepressivums die Entzugserscheinungen beim Rauchstop stark reduzieren.
Auch bei Zyban wurden einige Nebenwirkungen beobachtet. Einige davon sind:
Mundtrockenheit, Übelkeit, Herzrasen mit hohem Blutdruck, Kopfschmerzen, Verwirrtheit mit Angst, Gelenkschmerzen und Zittern.

Fazit

Auf Dauer gesehen handelt es sich bei der Nikotinsucht um eine lebensgefährliche Krankheit, die umgehend unterbunden werden sollte. Das wichtigste Hilfsmittel dabei ist allerdings ein starker eigener Willen, ohne den jeder Entzug von vornherein zum scheitern verurteilt ist.

Weitere interessante Beiträge:

2 Gedanken zu “Nikotinabhängigkeit

  1. Aus diesem Grund hat auch ein Ex-Raucher, bei dem sich die Rezeptoren wieder normalisiert haben, kein Verlangen mehr nach Nikotin währen des Alkoholgenusses.
    _Genuss_?

  2. Hallo,
    Warum traut sich niemand die Fa. Johnson&Johnson – die die Nikotinpflaster erzeugt – dazu zu drängen, dass sie endlich auf hautfreundlichen Klebstoff bei ihrer Erzeugung der Nikotinpflaster umzustellen. Kommt mir bloß nicht mit der Antwort: das ist eine Pharmafirma, da mischen wir uns nicht ein. Haben die wirklich so viel Macht, dass sich niemand getraut, die zumindest einmal zu kontaktieren?

    MfG Fritz Häusler

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>